Auszug (teilweise anonymisiert) aus meinem nachstehend selbst verfassten Buch (Kapitel 3.15 Meine Zeit mit Renate vor unserer Heirat) -1970er Jahre-:
"Chronik meiner Großeltern, Eltern, meiner Kindheit und Jugend sowie meiner eigenen Familie" ( © 2008)
Ich habe Renate in der Diskothek in XXXXX bei Bremen kennen gelernt, als ich dort als Soldat zur Ableistung meiner 18-monatigen Wehrpflicht stationiert war. Renates Eltern waren Heimatvertriebene aus Schlesien, von wo sie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) flüchten mussten. Ich bin zu jener Zeit öfters nach Dienstschluss in diese Diskothek gegangen. Als ich Renate das erste Mal sah, habe ich sie zum Tanzen aufgefordert. Bei mir war es Liebe auf den zweiten Blick. Ich habe sie die ersten Male unserer Begegnung auch nicht nach ihrem Namen gefragt. Erst nach einigen Begegnungen zwischen uns in dieser Diskothek, kamen wir uns näher. Renate war damals 16 Jahre alt, und ich war 20 Jahre alt.
Als ich mit Renate etwa 8 Monate gegangen bin und zum Unteroffiziers-Lehrgang in Geilenkirchen bei Aachen war, stand ich mit Renate im eifrigen Briefwechsel. Wir haben uns Liebesbriefe geschrieben, da ich an den Wochenenden nicht nach Hause fuhr. Renate und ich haben uns während meiner Bundeswehrzeit regelmäßig getroffen. Renate hat mich wegen der Verabredungen öfters in der Kaserne auf dem UVD-Zimmer angerufen. Zu jener Zeit waren wir meistens in der Diskothek XXX oder sind im XXXX Stadtpark spazieren gegangen. Damals war XXXX noch eine verträumte Garnisonsstadt. Es gab dort gleich drei Bundeswehrkasernen. XXXX besaß damals noch ein kleines, altehrwürdiges, aus roten Backsteinen erbautes Bahnhofsgebäude.
Wo heute an den Hauptstraßen Unterführungen unter der Eisenbahnstrecke vorhanden sind,
befanden sich damals Schrankenübergänge. Die Schranken wurden von einem Schrankenwärter herunter gedreht, wenn ein Zug kam. Damals war nur wenig Autoverkehr, so dass es keinen nennenswerten Stau bei geschlossener Bahnschranke gab. Der Stadtbus und der Autoverkehr fuhren noch durch die XXXX Innenstadt, da es die Fußgängerzone noch nicht gab. In der Stadtmitte existierte eine Remmer-Bierstube, wo ich gerne Bier getrunken habe. Remmer war eine kleine Bremer Brauerei, die dunkles, süffiges Altbier braute.
Nach Beendigung meiner Wehrpflicht wieder zurück in Bremen, habe ich jahrelang Renate jede Woche Mittwoch und Sonntag bei ihr zu Hause besucht. Die erste Zeit bin ich immer mit der Eisenbahn gefahren von XXXX über den Bremer Hauptbahnhof nach XXXX. Vom Bahnhof in XXXX bin ich dann etwa 25 Minuten gelaufen. Sonntags bin ich immer zum Kaffeetrinken gekommen. Renates Mutter hat jedes Mal eine Torte selber gemacht. Renates Schwestern XXXX und XXXX waren damals erst 9 bzw. 6 Jahre alt und haben nachmittags beim Kaffeetrinken Kinderstunde im Fernsehen geschaut. Übernachten durfte ich bei Renate erst, nachdem wir nach 5 Jahren geheiratet haben. Ich bin daher kurz vor Mitternacht mit dem letzten Zug nach Hause gefahren. Am Bremer Hauptbahnhof musste ich fast 1 Stunde auf den Zug nach Vegesack warten. Während dieser Wartezeit habe ich oft eine Bratwurst bei der Imbissbude auf dem Bahnhofsvorplatz gegessen und danach im Wartesaal die Zeit totgeschlagen. Gegen etwa 1.30 Uhr kam ich in XXXXX am Bahnhof an und musste noch ungefähr 15 Minuten durch den Park zur elterlichen Wohnung laufen.
Wenn ich sonntags zu Besuch bei Renate war, sind wir nach dem Kaffeetrinken oft spazieren gegangen in XXXX. Damals war die Umgebung nach XXXXX hin noch ländlich mit wenig Bebauung, und es gab links und rechts der XXXXX Straße viele Kuhweiden. In der näheren Umgebung von Renates Elternhaus gab es einige jahrhundertealte Bauernhäuser mit Fachwerk und Strohdach. Ihre Besitzer waren Bauern, die noch Viehzeug hielten am Stadtrand von XXXX.
1972 unternahmen Renate und ich mit meinen Freunden Friedrich, Ulrich, Charly und Lale sowie Petra (Freundin von Friedrich) unseren ersten gemeinsamen Urlaub auf der ostfriesischen Nordseeinsel Langeoog. Wir haben eine wunderschöne gemeinsame Zeit auf dieser Insel verbracht. Wir haben dort auf dem Campingplatz gezeltet. Friedrich hatte ein großes Steilwandzelt für fünf Personen mit zwei Schlafkabinen mitgenommen, wo Renate und ich auch drin schlafen konnten. Ulrich, Charly und Lale schliefen in einem getrennten Zelt. Auf der Insel gab es keinen Autoverkehr sondern nur Pferdekutschen und Fahrräder. Von der Inselstadt, wo auch der Hafen war, führte ein Plattenweg zur Meierei (Gasthaus mit Milchwirtschaft) am anderen Ende der Insel, in deren Nähe sich unser Campingplatz befand. An der äußersten Inselspitze befand sich ein Vogelschutzgebiet. Wir haben uns viel am Strand und in den Dünen gesonnt oder sind im Meer schwimmen gegangen. Außerdem haben wir Minigolf gespielt, was aber äußerst schwierig war, weil auf der Insel ständig eine frische Brise wehte. Dieser Wind blies den geschlagenen Golfball zur Seite am Loch vorbei. In einem Souvenirladen hat sich Renate einen Bernsteinring gekauft. In einer Nacht tobte ein Gewittersturm über der Insel. Wir waren davon wach geworden und haben skeptisch geschaut, ob Friedrichs Zelt dem Sturm und dem Starkregen standhält. Aber wir haben Glück gehabt.
Auch haben Renate und ich eine gemeinsame Radtour von Bremen nach Verden gemacht zusammen mit Friedrich und Petra sowie Alfred und Hille (Alfreds Freundin). Wir haben dort in der Jugendherberge übernachtet. Meine Eltern haben mit Renate und mir mehrmals Autofahrten ins Blaue gemacht. Wir haben Essen und Trinken mitgenommen für ein Picknick unterwegs. Meine Mutter hat dazu selbstgemachten Kartoffelsalat mitgenommen. Überdies waren wir in Blankenese (Stadtteil von Hamburg) an der Strandpromenade der Elbe. Anschließend waren wir im „Alten Land“ (Obstanbaugebiet) nahe Hamburg. Auf der Heimfahrt bin ich vor einer Ampelkreuzung bei dem Vordermann aufgefahren, als die Ampel auf Rot umsprang und dieser bremste. Ich saß am Steuer. Bei dem Auto meines Vaters war an der Frontpartie ein Blechschaden entstanden. Das Auto des Vordermanns war ebenfalls stark verbeult. Mein Vater hat aber nicht mit mir geschimpft.
Renate und ich haben auch gemeinsame Urlaube zu zweit unternommen. Dafür haben wir uns ein Steilwandzelt, Campingtisch und Campingstühle sowie einen Campingherd mit Gasflasche im Kaufhaus in Bremen gekauft. Wir haben zwei Reisen mit unserem Zelt gemacht, einmal nach Rothenburg ob der Tauber und Heidelberg, und ein anderes Mal nach Passau und Salzburg. Dafür hat uns mein Vater seinen VW-Käfer geliehen. Während der Fahrt hatten wir die Rückbanklehne umgeklappt und unsere Campingausrüstung im Auto verstaut. Der kleine Kofferraum vorne fasste gerade mal nur eine Reisetasche.
Als ich schon einige Zeit mit Renate gegangen bin, hat mir mein Vater sein Auto geliehen, wenn ich Renate in XXXX besuchen wollte. Ich war dadurch nicht mehr so lange unterwegs. Ich habe mit Renate Autotouren gemacht zum Zwischenahner Meer und zum Bürgerpark nach Bremen, wobei wir Renates Schwestern XXX und XXXX oft mitgenommen haben. Wir waren mit XXXX und XXXX auch im XXXX Schwimmbad. Ich habe ihnen öfters bei den Schularbeiten geholfen, besonders in Mathematik. Nach einiger Zeit haben meine Eltern Renates Eltern in XXXX besucht, um sie kennen zu lernen. Sie waren zum Kaffeetrinken eingeladen. Einige Monate später haben Renates Eltern zusammen mit XXXX und XXX einen Gegenbesuch in Bremen gemacht.
Wir sind öfters ausgegangen, einmal auch mit Alfred und Hille zusammen. Sonntags sind Renate und ich in die Diskothek XXXX gegangen oder ins Ausflugs- und Tanzlokal XXXX in XXXX zum Tanztee. Wir sind öfters in der Bremer Innenstadt spazieren gegangen, z. B. in den Wallanlagen, wo eine alte Windmühle steht. Einmal ist ein Betrunkener, der vorbeikam, als wir auf einer Bank saßen, in voller Bekleidung ins Wasser des Wallgrabens gesprungen, um sich abzukühlen.
Für Renate und mich war es schwierig, untereinander Kontakt aufzunehmen, da Renates und meine Eltern keine Telefone besaßen. Damals waren Telefonanschlüsse noch nicht so verbreitet. Ich konnte Renate überhaupt nicht erreichen. Renate musste bei meinem Vater auf der Polizeidienststelle anrufen, wenn etwas Wichtiges war.
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